Garnisonsgeschichte

Die Garnison Bayreuth

Die Tradition der Garnison Bayreuth reicht weit zurück ins Mittelalter. 1248 erbt der Hohenzoller Friedrich III., Burggraf von Nürnberg, die Herrschaft über die Stadt Bayreuth. Von nun an bis 1603 regieren die Nürnberger Burggrafen, die fränkische Linie der Hohenzollern.
Es sind bewegte Zeiten für Bayreuth:
1430 wird die Stadt durch Hussiten zerstört, später an den dänischen König verpfändet. Bauernaufstände erlebt die Stadt 1525 und im Jahr danach zieht Markgraf Kasimir in Ungarn gegen die Türken ins Feld. Ab 1543 kämpft der erst 20-jährige Fürst Albrecht Alcibiades auf der Seite Karls V. in Frankreich.

Neben den bereits genannten Traditionsregimentern und -Bataillonen hat sich die Kameradschaft zur Aufgabe gemacht, die gesamte Bayreuther Militär- und Garnisonsgeschichte zu dokumentieren und zu archivieren. So liegt auch eine umfangreiche, fast lückenlose Dokumentation, zurückgehend bis in die Zeit Markgraf Chrisians Ernst um 1655, kurz nach dem Ende des 30jährigen Krieges, vor.

Diese Dokumentation umfaßt folgende Epochen:

Markgrafenzeit 1603 – 1769 Haus Brandenburg-Bayreuth

Im Jahre 1603 erbt Christian, der Sohn des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg, das Oberland „Bayreuth – Kulmbach“ und verlegt seinen Sitz als Markgraf von der Plassenburg in Kulmbach nach Bayreuth in das Alte Schloss. Markgraf Christian Ernst lässt von 1665 bis 1671 die zerstörte Stadtmauer ganz aus gehauenen Quadersteinen wieder aufbauen. Bei seinen Kriegsdiensten zeichnet er sich durch persönliche Tapferkeit aus und wird 1674 vom Kaiser zum Generalwachtmeister ernannt. Im Feldzug gegen Ludwig XIV. führt er 1676 die kaiserliche Armee und die Reichsarmee. Sieben Jahre später ist er am Entsatz von Wien beteiligt. Das Denkmal vor dem Neuen Schloss zeigt ihn als Sieger über die Türken.

Die erste Kaserne, die Jägerkaserne, wird etwa um 1695 in der Nähe des heutigen Hauptbahnhofs errichtet; die Mainkaserne wird sechs Jahre später gebaut.

Markgrafenzeit 1769 – 1792 Haus Ansbach – Bayreuth

Nach dem Tod des Markgrafen Friedrich Christian am 20. Januar 1769 fällt Bayreuth wieder an die Ansbacher Linie. Diese unterhalten in der Stadt ein Grenadierbataillon, das in der Mainkaserne stationiert ist. Wegen akuten Geldmangels muss der Markgraf Soldaten an den englischen König verkaufen. Gemäß Vertrag vom 1. Februar 1777 überlässt er König Georg III. von England zwei Regimenter Infanterie zu je 570 Mann, 100 Jäger und 44 Artilleristen gegen jährliche Zahlung von 45.000 Talern.
Unter diesen Soldaten, die der Markgraf für den nordamerikanischen Feldzug verkauft, ist auch der junge August Wilhelm Neithardt von Gneisenau, der nach seiner Rückkehr als Leutnant nach Bayreuth versetzt wird und zwei Jahre Dienst beim Infanterieregiment von Seybothen tut.

1792 – 1806 Fränkische Provinz des Königreiches Preußen (Teilnahme an der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806):
Am 5. Januar 1792 ergreift Preußen offiziell Besitz von den beiden Fürstentümern Ansbach und Bayreuth. Bis zum Jahr 1806 liegen dann das Preußische Füsilierregiment 54 und das Ansbach/Bayreuthsche Jägerbataillon von Waldenfels in der Garnison.

1806 – 1810 „Pays reserveé“ unter französischer Verwaltung:
Französische Truppen besetzten im März 1806 Nürnberg und stehen damit an der Grenze des preußischen Gebietes. Über Erlangen und Bamberg treffen sie am 7. Oktober in dem von Preußen aufgegebenen Bayreuth ein. Vier Jahre steht das Land unter französischer Herrschaft, mit all seinen Drangsalen, bis Kaiser Napoleon im Staatsvertrag von Paris das Markgrafentum an den König von Bayern abtritt. Dieser übergibt das Land an den königlichen Kämmerer und Geheimen Rat, Freiherr von Rechberg und Rothenlöwen. Die Fremdherrschaft hat ein Ende gefunden.

1810 – 1918 Bayreuth als kgl. bayer. Garnisonsstadt, Infanterie und Kavallerie-Regimenter:
Am 17. August 1810 zieht das 14. Bayerische Linieninfanterieregiment in seiner neuen Garnison Bayreuth ein und findet in der Jägerkaserne Unterkunft. Es wird Napoleon unterstellt und nimmt 1811 als 13. Linienregiment an der Besetzung Danzigs teil. Nach seiner Rückkehr verbleibt dieses Regiment bis 1866 in seiner Garnison.
Der Stab und die beiden Eskadronen des 6. Chevaulegerregiments ziehen am 16. September 1866 in Bayreuth ein. Am selben Tag noch folgen die beiden Bataillone des 7. Infanterieregiments. Untergebracht ist dieses Regiment in der Mainkaserne, später in der „Neuen Infanteriekaserne“, zu der auch die Leopoldkaserne gehört.
Am 7. August 1914 zieht das 7. Infanterieregiment mit 85 Offizieren, 3295 Unteroffizieren und Mannschaften, 235 Pferden und sieben Maschinengewehren in den Ersten Weltkrieg. Erst am 12. Dezember 1918 treffen sie wieder in Bayreuth ein und werden aufgrund des Versailler Vertrages im folgenden Jahr aufgelöst. Auch das Chevaulegerregiment verlässt nach dem Krieg die Stadt und wird nach Bamberg verlegt.

In dieser Dokumentation werden sämtliche Bayreuther Einheiten beschrieben: Stärke, Uniformen, Einsätze.

Ein Traditionsregiment gehört noch als Hausregiment Bayreuths erwähnt, dessen Erinnerung die Kameradschaft wach hält:
Das königlich-bayerische 6. Chevauleger-Regiment

1803
errichtet aus den Kreisdragonern und -Husaren der ehem. Fürstbistümer Bamberg und Würzburg

1806 / 07
Teilnahme am Feldzug gegen Preußen und Russland in Polen, Schlacht bei Polozk

1809
Einsatz in Tirol

1810 – 1815
2 Eskadrons im Quartier Bayreuth

1812
Teilnahme am Krieg gegen Russland; nur 45 Chevaulegers kehren zurück

1815 – 1866
Garnison Bamberg

1866
Teilnahme am Krieg gegen Preußen

1866 – 1918
Garnison Bayreuth

1870 / 71
Teilnahme am Krieg gegen Frankreich

1900
4 Chevaulegers als Kriegsfreiwillige im ostasiatischen Reiterregiment bei der China-Expedition im Boxer-Aufstand

1904
8 Chevaulegers in Deutsch-Südwestafrika im Hottentotten- und Herero-Aufstand

1914 / 18
I. Weltkrieg

Herbst 1914: Kavalleriegefechte im Westen

ab Winter 1914: Einsatz an der Ostfront. Kurland, Litauen bis Ukraine. Das Regiment legt 15.000 km auf den Pferderücken zurück.

Mit der Bildung der „vorläufigen Reichswehr“ steht bis Ende 1920 das I. Bataillon des Infanterieregiments 46 in der Stadt, wird aber mit der Aufstellung des 100.000-Mann_Heeres am 1. Januar 1921 vom III. Bataillon des Infanterieregiments 21 abgelöst. Als anstelle der „Siebener“ die „21er“ stationiert werden, bringt man über dem Hauptportal der Leopoldkaserne eine große graue Steinplatte mit den folgenden Worten an: „Dem Gedenken des Kgl. Bayer. 7. Inf. Rgt. Prinz Leopold“.
Im Zuge der Heeresvermehrung entsteht 1936 aus dem III. Bataillon das Infanterieregiment „Bayreuth“, die Keimzelle für das spätere Infanterieregiment 42. Dieses Regiment gehört zur fränkisch-sudetendeutschen http://www.46infanterie-division.de.tl/, die im Zweiten Weltkrieg an der Westfront und auch an der Ostfront eingesetzt ist. Bis zum Kriegsende sind die 42er in der Leopoldkaserne stationiert. Nach ihnen nutzten Heimatvertriebene die Kaserne als notdürftige Unterkunft.

1958 wird Bayreuth wieder Garnison:
Die erste Hundertschaft des Bundesgrenzschutzes findet Platz im ehemaligen Offizierskasino in der Wilhelminenstraße. Mit dem Bau einer neuen Kaserne für die Bundeswehr wird 1959 in Laineck begonnen. Als erster Truppenteil der Bundeswehr verlegt das Panzerartilleriebataillon 125 am 14. November 1963 mit dem Vorkommando, aus Amberg kommend, nach Bayreuth. Die erste Flaggenhissung in der Markgrafenkaserne erfolgt am 14. Dezember 1963. Ein halbes Jahr später folgte das Panzergrenadierbataillon 282 aus Donauwörth, das die Nummer 102 erhält. Dieses Bataillon wird zweimal umbenannt, trägt aber heute wieder seinen Namen „Panzergrenadierbataillon 102 – Bayreuther Jäger“.
1969 beginnt die Aufstellung des Verteidigungskommandos 67, und weitere zehn Jahre später kommt das Verteidigungskommando 672 dazu. Diese sind heute im ehemaligen Offizierskasino in der Wilhelminenstraße untergebracht.
Durch alle Jahrhunderte zeichnet sich Bayreuth als Standort aus, wo die Soldaten nicht Außenseiter, sondern Mitbürger sind, die teilnahmen am politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und sportlichen Geschehen der Stadt.